Donnerstag, 15. September 2016


...Seine Aquarelle zeigen Landschaftsausschnitte seines Wohnortes. Doch die Gegenstandswelt ist zunehmend irrelevant. Zeitweilig empfindet sie Rolf Friederichs sogar als Hindernis: Unter der Gewalt des Farb- und Formgeschehens verflüchtigen sich die Gegenstände und werden zu untergeordneten Bestandteilen seiner Kompositionen. Trotz ihres kleinen Formats gelingt es dem Maler in seinen Aquarellen auf experimentellem Wege Erfahrungen zu sammeln, die sich später in der Verwirklichung großformatiger Werke in Acryl als sinnvoll und nützlich erweisen sollten: die Erkenntnis von der Freiheit des Pinselsstrichs, von der Transparenz des Farbauftrags gepaart mit dem Verzicht auf die komplette Ausmalung des Bildes. Zeitweilig erinnern seine Aquarelle an eine Art fernöstlich inspirierter, ruhiger Kunst, bei der die stellenweise Weiß belassenen Flächen des Malgrundes vorzugsweise im Zentrum 'meditative' Zonen ausbilden.  





Obwohl der Künstler die Perspektive verneint, wirken seine Werke zu keinem Zeitpunkt flach, monoton und eben. Er setzt helle gegen dunkle, kalte gegen warme Farbtöne, sodass sich die Bildfläche in ein Relief verwandelt. Aus dem Kontrast hellen Zartrosas mit Grau oder Schwarz wird das im Jahre 2001 entstandene Aquarell, 'Sacré Coeur II', in eine atmosphärisch düstere und unheilvolle Stimmung getaucht. Auf verschlungenen Wegen scheint sich etwas Unvorhergesehenes anzukündigen, dessen Ausmaß wir noch nicht kennen. ...Friederichs' zunehmende Aneignung schwarzer Linien und Flächen hat nun nichts mit Ablehnung von Farbe zu tun. Es ist eine andere Art, Farbe neu zu erleben. Der Künstler hat sich für diesen Farbton entschieden, da er mehr Zwischentöne als zum Beispiel 'Gelb' oder 'Orange' aufweist und durch seine scharfen Kontraste Reaktionen im Betrachter hervorzurufen vermag, die ihresgleichen suchen. 






Die vorliegenden Impressionen veranschaulichen das lebhafte Zusammenspiel entgegengesetzt weißer Linien mit formauflösenden schwarzen Flächen. Trotz der auferlegten Beschränkung auf wenige Farbtöne erliegt seine Kunst keinen Stillstand. Seine Fantasie und Experimentierfreude helfen dem Künstler, festgefahrene Pfade rechtzeitig zu verlassen und neue Ansätze und Prozesse der Formenfindung auszuprobieren.

Anke Friederichs



Aquarelle auf handgeschöpftem Büttenpapier, 21 x 15 cm     




Montag, 12. September 2016






'Toleranz' 1994, 57 x 77 cm, Aquarell, Aryl, Pastell auf Papier




... Entstanden anlässlich einer im Jahre 1994 veranstalteten Ausstellung in der 
Art Gallery of Beijing. Dreißig Mitglieder des Heilbronner Künstlerbundes zeigten in Peking Werke, die sich mit Gotthold Ephraim Lessings Auklärungsklassiker, "Nathan der Weise" und dessen Forderung nach religiöser Toleranz auseinandersetzten.