Dienstag, 2. Mai 2017


Durchbruch I und II




Nach der Befreiung der Farbe von ihrem gegenständlichen Bezug wird auch das 'Licht' zu einem der Hauptthemen in Rolf Friederichs' 1999 entstandenem Diptychon, 'Durchbruch I und II': Der Künstler verzichtet auf kräftige Farben und neigt unter dem Einfluss des Aquarells zu einem durchlässigen Pinselauftrag. Der Betrachter sieht sich hellen, ins Weiß gebrochenen Farbtönen gegenüber. Selbst Schwarz wirkt leuchtend, das dunkle Violett transparent. Friederichs spürt den Werdeprozessen der Natur nach, wobei sich hier die Entfaltung von Knospen und Keimen eruptionsartig, in Form eines heftigen Farbwirbels aus zarten Gelborangetönen äußert. Die Farbe allein ist nicht das bestimmende Element, sie tritt mit Formen und Linien in ein wechselseitiges Kräfteverhältnis, welches sich zugunsten des einen oder anderen Bildelementes entscheidet. 
Wie die Flächen und Farben besitzen auch die Linien keine rahmende Funktion, noch sind sie stützend oder umschreibend. Sie erklären auch nichts. Mal geschwungen, dann gebrochen oder gerade, in Schwarz oder Weiß, haben sie sich zu etwas Eigenständigem und über sich selbst Hinauswachsendem in Friederichs' Landschafts- und Geschehnisräumen entwickelt.                

Anke Friederichs



'Durchbruch I und II', 1999, je 120 x 100 cm, Acryl auf Leinwand