Mittwoch, 22. Februar 2017



Ab Mitte der 60er Jahre begründete Rolf Friederichs seinen informellen Stil. Nach seinem frühen Interesse für die Werke des 'Abstrakten Expressionismus' und dessen wichtigsten Vertreter, Jackson Pollock, war der Schritt dorthin kein immenser, denn Friederichs pflegte zum damaligen Zeitpunkt eine Aquarelltechnik, in der die grundlegenden Aspekte der Bildfindung und Bildwerdung jener Künstlergeneration - die Freiheit der Pinselschrift, die vollkommene Öffnung des Bildraums und die neue Qualität des großen Formats als Projektionsfläche - erstmals Gestalt annahmen. Seine großen Bildformate ermöglichen es ihm, sich auszuleben. Im Rausch des Malprozesses befreit er sich von dem Zwang, Illusionen zu erzeugen: Auf keinen Fall möchte er etwas machen, was die Natur schon vollkommen gemacht hat. 'Meditatives Malen' könnte man es bezeichnen: Seine Gedanken konzentrieren sich auf den Pinsel und die Farben - und auf das, was aus seinem Inneren kommt.     



'Feuerland', 2003, Acryl auf Leinwand, 100 x 130 cm

'Eissee', 2002, Acryl auf Leinwand, 100 x 140 cm


                                                         
Den Sehgewohnheiten eines realen Bildausschnittes entsprechend sind die Formflächen des Gemäldes 'Eissee' perspektivisch zur Bildmitte hin verkürzt. Man fühlt sich stellenweise an ein Felsenriff oder aus einem Steinbruch gelöste Bruchstücke erinnert, an denen sich die Wogen brechen. Was den Maler zu der Wahl jener Bildform veranlasst hatte, war vielleicht die Faszination heftiger, wilder, unvorhersehbarer Naturphänomene. Dennoch nehmen diese Bilder auf keine realen Schauplätze bezug. Sie überschreiten die Grenzen des Sichtbaren und stehen stellvertretend für das Unvereinbare, nicht Kalkulierbare, dem der Mensch als Individuum oftmals hoffnungslos ausgesetzt zu sein scheint.

Anke Friederichs        






Sonntag, 5. Februar 2017



"Bei mir muss jeder Pinselstrich auf Anhieb stimmen", lautete das vielzitierte Leitwort des Heilbronner Malers und Grafikers, Rolf Friederichs, auf die Frage nach dem Wesen seiner Kunst. In seinen frühen Aquarellen setzte sich der Künstler erstmals mit der Kunst des 'Aus sich selbst Schöpfens' auseinander, indem der nach und nach die Umrisse der Gegenstände zerfließen und deren Formen als Flächen in Erscheinung treten lässt. Außerdem entdeckt er in der Technik des Aquarells das gemalte Licht - und eines seiner künftigen Hauptthemen: die Landschaft. Ein häufig wiederkehrendes Motiv ist der Neckar mit seinen Brücken, die nahegelegenen Felder aber auch Industrieanlagen zwischen Heilbronn und Neckarsulm....





  
        ... Zwar existiert in seinen Aquarellen kein abbildender Raum aus Vorder-, Mittel- und Hintergrund. Dennoch haben seine Werke 'Atmosphäre'. Denn Rolf Friederichs erzeugt Tiefe mit Hilfe eines kompositorischen Wechsels optisch heller, vordringender und zurücktretender, dunkler Farbtöne. Das Gegenständliche ist äußerst fragmentarisch, auf Elemente wie im Licht glänzendes Wasser, vom Sturm aufgerissene Wolkendecken, Ruinen und Uferlandschaften begrenzt. Doch diese Hinweise sind unauffällig und für die Interpretation der Werke weder bindend noch verpflichtend.





....Der bildnerische Prozess ist ein 'Schreibenlassen' der Farbe, was nicht heißt, dass der Heilbronner Maler den Farbfluss dem Zufall überlässt. Es ist ein kontrollierter, im Einvernehmen mit den Emotionen und der Ratio des Künstlers stehender Schöpfungsakt. Nachträgliche Korrekturen und nochmaliges Übermalen vorhandener Farbflächen gestattete sich der Grafiker und Maler daher nicht. Das Farbspekrum reicht von grellbuntem Gelborange bis hin zu Grau und Schwarz. Man kann sich nun darüber streiten, ob Schwarz die Summe aller Farben oder eine 'Nichtfarbe' ist. Für Rolf Friederichs bedeutete Schwarz nichts Negatives, sondern stellte im Gegenteil eine der Farben mit den größtmöglichen Variationsspielräumen dar.  

Anke Friederichs


Aquarelle auf handgeschöpftem Büttenpapier, 15,5 x 20 cm