Samstag, 16. Juni 2018





'DER FUJI'


DER FUJI, 1998, Acryl auf Leinwand, 64 x 57 cm 


Der höchste japanische Berg, der bekannte Fuji, bietet sich den Besuchern in einer zumeist wolkenverhüllten Atmosphäre. Schwarz zeichnen sich die Umrisse seiner charakteristischen Form gegen den nächtlichen Hintergrund ab. Parallel springen schwarz gezackte Linien hoch und ähneln einem Gebirge aus schroffen, karstigen Umrissen. Obwohl Rolf Friederichs auf eine räumliche Darstellung verzichtet, sind die Linienschwünge und Flächen so dicht aneinandergefügt, dass der Betrachter die einzelnen Teile der Landschaft unwillkürlich unterschiedlichen Tiefenebenen zuordnet. Dunkelblaue Linien und kreidig verkrustete Farbsubstanzen erzeugen ein malerisches Relief. Dieses wird durch den Zusatz eines Rottons angereichert, der weder grell noch leuchtend, dafür aber nuancenreich und vielschichtig wirkt durch die Beimischung anderer Farbbereiche, wie Grau und Braun. Im Rot sammelt sich die Spannung des Bildes. In sich ruhend wirkt es zunächst verhalten geballt, dann wieder wie ein Fluss ansteigend und nach allen Seiten sich ausbreitend. Vielleicht bedeutet Rot der Anfang eines unaufhaltsamen, vernichtenden Stroms oder es sind einfach nur die Reste austretender Lava. Wie dem auch sei, lag dem Künstler weder etwas daran, eine Naturszene realistisch zu schildern, noch in die Tradition romantischer Landschaftsdarstellungen eingereiht zu werden. Er zaubert mit möglichst geringem Materialaufwand und einem dynamisch farbigen Pinselstrich eine Landschaft aus Felsen, Bergen und Steinen. Die Betrachter werden in die Bilder hineingezogen, nicht weil ihnen die Orte jenes Naturschauspieles bekannt sind, sondern ihre Farben und Formen eine Summe von Erinnerungen an persönlich Erlebtem oder Gesehenem in einer teils rauen, unberührten Natur beinhalten.

Anke Friederichs