Dienstag, 27. Februar 2018



Landschaftsstilleben




'Fluss ohne Wiederkehr', 2000, Acryl auf Leinwand, 129 x 83 cm 



Auf dem Werk, "Fluss ohne Wiederkehr", findet sich der Betrachter in einer endlosen Steppenlandschaft wieder, die abgeschieden und immens groß, Eindrücke der Einsamkeit wie überhaupt das Zurücklassen des Alltags sichtbar macht. Strom und Wasser gibt es in dieser Einöde nicht. Nach monatelanger Dürre und den für die Ernten ausbleibenden Regen haben die Bewohner jenes Landstrichs ihre Häuser verlassen. Gespenstisch muten ihre Umrisse an. Ein weißes Kreuz, links, weist auf eine ehemals an dieser Stelle befindliche Kirche. Ein Kranz von Hügeln umsäumt das Terrain, das mit Hilfe versetzt angeordneter Landschaftsebenen seine tiefenräumliche Struktur erhält. So wichtig wie die Vegetation ist das Licht. Ein Gewitterhimmel braut sich zusammen. Unter ihm scheinen einige Felder orangerot zu glühen. Ihre Farben wechseln zu Dunkelviolett und Schwarz, wodurch sich Düsternis und Unbehagen ausbreiten. Die Farben beeinflussen nicht nur die Stimmung, auch die 'Akustik' verändert sich. Eine Stille breitet sich aus.
In dem Bewusstsein, dass sich die Welt nicht nur aus optischen Eindrücken zusammensetzt, ist dem Künstler die Bildfläche mindestens so wichtig, wie das, was sie abbildet. Friederichs hatte die Spielarten der abstrakten Malerei inzwischen so drauf, dass er, der sich schnell gelangweilt fühlte, neuen Herausforderungen stellen musste. Lange bevor er sich dieser Arbeit widmete, hatte er sich Gegenden angesehen, die Spuren menschlicher Eingriffe aus der Nähe erfahrbar machen. Aus diesem Erfahrungsschatz heraus entwickelte er Kompositionen, die nur in seinem Kopf existieren, aber all das beinhalten, was ihn monatelang beschäftigte. "Was ich will", sagt der Künstler erklärend,(...)"sehe ich vor meinem geistigen Auge". Obwohl einige Umrisse auf gegenständlichen Motiven beruhen, sind sie auch als abstrakt zu lesen. Woher rührt diese Assoziation? Rolf Friederichs' Landschaften sind eine Mischung aus Realem und Erdachtem, aus Konkretem und Imaginärem. In ästhetisch formaler Hinsicht die immer wieder vom Betrachter gemachte Erfahrung der gegenseitigen Durchdringung von Linie, Fläche, Farbe, Form und Raum.

Anke Friederichs