Montag, 15. August 2016


'Emotionsräume' oder 'Stimmungslandschaften' nennt Rolf Friederichs seine Aquarelle, von denen er hofft, dass sie im Betrachter Schwingungen auslösen und ein Interesse in ihm wecken für neue Erfahrungen: Das können Aspekte wie die Schönheit des Lichts, der Natur, des Klanges und des Duftes sein, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Neben diesen bestimmten Dingen strebt der Künstler auch einen Ausgriff auf die verschlüsselten Dimensionen des Verborgenen an. Seine Werke sind ganz und gar nicht mehr Spiegel der Natur, sondern die Erfindung einer neuen Wirklichkeit. Der Künstler macht deutlich, dass seine Kunst ihren Rückhalt in der Realität sucht, jedoch nicht im Sinne eines Abbildes.






Aus dem  Kontakt mit der unmittelbaren landschaftlichen Umgebung erweitert der Künstler seinen Erfahrungshorizont. Durch den Austausch mit der Natur gelingt es ihm, die Anzahl seiner Form- und Gestaltungsmittel zu erweitern.
       
Je nach Farbauftrag erzielt Rolf Friederichs einen mehr oder weniger zarten Farbschleier, sodass der Eindruck entsteht, als hätte das Licht die einzelnen Teile in farbige Reflexe aufgelöst, die sich aus einer gewissen Distanz betrachtet vermischen und zu einem Ganzen verbinden. 




Nichts Monumentales und Pathetisches haftet diesen Bildern an. Eher etwas Gestisches in Form atmosphärischer Spannungen und Strömungen. Das Wesentliche beruht in dieser Malerei auf der Tatsache, daß der Künstler im rechten Augenblick zu malen aufhört und das Werk auf wenige Grundelemente reduziert. Was wir vor uns haben, sind keine Postkartenmotive. Die Stärke dieser Bilder liegt im leisen Andeuten, in der Vorahnung eines Ereignisses oder Prozesses. Diese Werke 'schlafen' nicht. Sie sind explosiv, aber sie drängen sich nicht auf. Der Künstler findet stets zu einem Gleichgewicht ruhiger und aufbäumender, greller und gedämpfter, kalter und warmer Farbtöne.    

Anke Friederichs



Aquarelle auf handgeschöpftem Büttenpapier, 21 x 15 cm 






Parsifal 


Parsifal, 1993, Acryl auf Leinwand, 160 x 250cm 



Inspiriert von Richard Wagners 1857 entstandenen musikdramatischen Werks 'Parsifal' schuf der Künstler eine Malerei, welche die Handlung auf den dominierenden Erlösungsgedanken konzentriert. Sehr früh verband man den Gral mit der christlichen Tradition der Eucharistie. Dieser Gral mit dem Blut Christi ist das zentrale Motiv in Gestalt einer roten Schale und leuchtet in einem magischen Lichtschein. Sie wird von Gralsrittern bewacht, die auf der rechten Bildhälfte in Form schwarzer Schattenrisse sichtbar sind. 
Rolf Friederichs schreibt dem 'Schwarz' eine hemmende und blockierende Wirkung zu. Es verkörpert den hoffnungslosen Zustand einer von Krankheiten, Siechtum und Missernten heimgesuchten Gesellschaft, die nun auf einen Helden wartet, der den Gralskönig erlösen kann. Diesen Held verkörpert Parsifal. Auf seinem Weg zur Gralsburg muss er sich allerdings diversen Herausforderungen stellen: Auf der linken Seite finden sich vielschichtig aufgetragene Farblasuren aus Rot und Blau, welche stellenweise um pinkfarbene Farbfelder erweitert und bereichert werden. Diese zartrosa Schattierungen deuten auf die unschuldigen Verlockungen der Mädchen im Zaubergarten nahe der Gralsburg hin, denen Parsifal erfolgreich widerstehen und entfliehen wird. Durch die guten Taten dieses Helden kommen die positiven Eigenschaften des Grals zum Tragen in Form heller Gelb ins Weiß sich brechender Farbtöne, die in der Bild beherrschenden Erlösungssymbolik des Kreuzes ihren szenischen Höhepunkt finden. Was eben noch trostlos und hoffnungslos schien, entwickelt plötzlich eine farbenfroh strahlende Pracht. Nichts scheint von einer so magischen Leuchtkraft wie das Licht, welches von jenem Gral ausgeht.               



  





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