Donnerstag, 9. März 2017

'Rhapsodie in Red'  


                                                            

'Rhapsodie in Red', 1997, Acryl auf Leinwand, 160 x 140 cm 

Es wäre methodisch nur allzu bedenklich, die abstrakten Bilder des Künstlers auf die Gegenstandswelt zurückzuführen. Selbst das, was Rolf Friederichs in seinen Bildunterschriften oder Bildtiteln beschreibt, ist keine zwingende oder verbindliche Lektüre. Grundsätzlich lehnte der Maler inhaltliche Deutungen seiner Bilder ab. Und wo es nichts zu erklären gibt, sind Titel bestenfalls schmückende Beigaben oder sie werden 'assoziativ', der jeweiligen Stimmung eines Werkes angepasst. So konnte es sein, dass selbst wenn Friederichs schon einen Titel gefunden und auf der Rückseite eines Gemäldes notiert hatte, er sich nicht auf diesen einen Gedanken festlegte, sondern offen blieb für neue, bessere Bildunterschriften. Das vorliegende Werk erhielt nacheinander verschiedene Bezeichnungen, darunter "Eskalation", "Evolution" oder auch "Kirschblüte", bis es schließlich, als Hommage an die Musik George Gershwins, auf den Titel "Rhapsodie in Red" getauft wurde.

Eine wilde wie grandiose Fleckenlandschaft entfaltet das 1997 entstandene gewaltige Gemälde 'Rhapsodie in Red'. Der Betrachter sieht sich einer Bildsprache ausgesetzt, deren Härte und Ungefälligkeit aus scheinbar zufällig platzierten Pinselrhythmen resultiert. Teilweise verdichten sich die Pinselstriche zu schwarzen Flächen. Zuweilen sind kleine aufblitzend rote und blaue Flecken als Reste des einst Schönen und Erbaulichen sichtbar. Im Zuge einer Reduktion auf die Farben Schwarz und Weiß stellt Rolf Friederichs die Bildstruktur in den Vordergrund. Der Pinselauftrag ist zugleich zart und gewaltig, fragil und nervös. Der Künstler zeichnet eine Welt im Entstehen, deren kosmische Vorgänge roh und ungeschliffen, dazwischen Spuren der Bearbeitung erkennen lassen. 

Anke Friederichs 

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