Donnerstag, 16. März 2017


Uber eine Sonnen Uhr

Der Schatten misst die Zeit /
in dem er fleucht mit ihr. 
Die Mensch dich mit sich reist /
und du stehst mueßig hir. 
       Andreas Gryphius, 1663



'Energiefluss', 1989, Acryl auf Nessel, 85 x 100 cm 




Auf dem Gemälde 'Energiefluss' geht Rolf Friederichs den Kreisläufen der Natur auf den Grund. Ein Oval aus den Farbmassen Türkis, Violett, Braun und Weiß ergießt sich über ein Flussbett. Im Innern sammeln sich hell leuchtende Gelborangetöne, die mit 'Licht' gleichzusetzen sind. Doch der Kreis ist weder geschlossen, noch bilden die Farbmassen fest umrissene Formen aus. Sie wirken rissig, brüchig und in sich zerfasert. Welt und Dasein haben sich nicht zur Vollkommenheit gerundet. Der Reiz des Bildes ist das Unvollkommene, welches wie eine Triebfeder über sich hinausweisend, organische Prozesse des Werdens und Vergehens umschreibt: Beim Malen kreisen die Gedanken des Künstlers um Material, um Ort und Zeit, und um die Präsenz von Erinnerung und Energie. Wie in einem Strudel, der sich zum Zentrum verdichtet, sind die Linien so angelegt, als befänden sie sich auf unterschiedlichen Raumebenen. Die Einmaligkeit des Pinselstrichs, die Spuren zufällig sich verkrusteter Farbflecken sind Faktoren, welche die Geschehnisverläufe der Natur im Kunstwerk erfahrbar machen. Das Leben kommt nicht zur Ruhe. Es findet sich kein Haltepunkt. Ein Endzustand ist nicht erreicht.     

Anke Friederichs

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